Spezialpreis swissTB award 2016

Christian Schürer erhält für seine Dissertation "Der Traum von Heilung" am Historischen Seminar der Universität Zürich einen Spezialpreis in der Höhe von CHF 1000.

In der Dissertation «Der Traum von Heilung» zeichne ich nach, wie sich die Theorie, dass das Höhenklima die Lungentuberkulose heilt, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der medizinischen Diskussion etablieren konnte und welch weitreichende Folgen dies für die Geschichte der Tuberkulose in der Schweiz entfaltet hat. Dieses Thema habe ich gewählt, weil die «weisse Pest», wie die Tuberkulose auch genannt wurde, noch heute jährlich über eine Million Menschen tötet und weil sich anhand ihrer Behandlungsgeschichte zeigen lässt, wie wissenschaftliche «Wahrheit» entsteht und von welchen ausser-wissenschaftlichen Faktoren diese ebenfalls abhängt. Solche Fragen scheinen mir auch heute aktuell zu sein, da bei der Diskussion über medizinischen Therapien nach wie vor nicht nur forschungsimmanente Faktoren eine Rolle spielen. Zum Inhalt der Studie: Ab 1860 setzte sich in der Medizin die Auffassung durch, dass die Behandlung im Höhenklima die Lungentuberkulose heilt. Diese Entwicklung war von grosser Bedeutung, denn zu dieser Zeit war Tuberkulose die häufigste krankheitsbedingte Todesursache. Ausgehend von einer Passage in Thomas Manns «Zauberberg» wird in der Studie nachgezeichnet, wie der Glaube an die heilsame Wirkung des Gebirges hochgelegene Orte in der Schweiz zu weltberühmten Kurorten machte und wie sich die Suche nach dem Heilfaktor für die angenommene therapeutische Wirkung des Höhenklimas gestaltete. Als Erklärung für die angenommene «Heilkraft» des Höhenklimas auf die Lungentuberkulose führten Wissenschaftler und Ärzte Argumente aus verschiedenen Wissensgebieten an. Alexander Spengler griff um 1860 geschickt in der medizinischen Diskussion zirkulierende Theorien auf und erkannte in seinem Exil in der Landschaft Davos die Behandlung der Lungenschwindsucht als lukratives Betätigungsfeld. Der Basler Physiologe und Pionier der DNA-Forschung, Friedrich Miescher, liess sich selber in einem Davoser Sanatorium behandeln und schuf eine einflussreiche Theorie über die heilsame Wirkung des Höhenklimas auf dem Gebiet der Höhenphysiologie. Die Studie zeigt, weshalb die Höhenkur derart erfolgreich werden konnte und warum dieser Erfolg keineswegs zwingend war. An Bedeutung verlor die Theorie des heilenden Höhenklimas, als nach 1945 die ersten wirksamen Medikamente gegen die Tuberkulose aufkamen.

Medienmitteilung