swissTB award 2004

Dr. Andreas Diacon

Die tuberkulöse Brustfellentzündung entsteht durch Infektion der Brusthöhle mit Tuberkulose-Bakterien. Dadurch entsteht eine Brustfellentzündung und Flüssigkeit (Pleuraerguss) sammelt sich in der Brusthöhle an, was zu Kurzatmigkeit, Husten, Unwohlsein und Brustschmerzen führt. Wo diese Studie durchgeführt wurde ist diese Krankheit häufig. Sie ist schwierig zu diagnostizieren, weil oft weder in der Ergussflüssigkeit noch im ausgehusteten Schleim nachweisbare Tuberkulose-Bakterien vorhanden sind. Zudem haben andere Krankheiten sehr ähnliche Symptome und Anzeichen. Es gibt verschiedene diagnostische Methoden für die tuberkulöse Brustfellentzündung, von denen die Thorakoskopie die beste, aber auch die teuerste ist. Eine Thorakoskopie ist eine Brustfellspiegelung. Dabei wird der angesammelte Erguss entfernt, die Brusthöhle von innen untersucht und Gewebeproben unter Sicht entnommen. Von Gewebeproben können häufig Bakterien gezüchtet und auf antibiotische Resistenz getestet werden. In letzter Zeit wurden relative preisgünstige, neuartige Analysen für die Ergussflüssigkeit entwickelt, die jedoch nie direkt mit der Thorakoskopie verglichen wurden. Eine solche Methode ist die Bestimmung der Aktivität des Enzyms Adenosin-Deaminase (ADA) im Erguss. Da in Regionen wo Tuberkulose häufig vorkommt auch die finanziellen Ressourcen oft knapp sind, ist eine kostengünstige und doch möglichst exakte diagnostische Methode dringend notwendig. Diese Studie hatte das Ziel, die beste alternative Teststrategie zur Thorakoskopie für die Diagnose der tuberkulösen Brustfellentzündung zu definieren.
Zu diesem Zweck wurden 51 Patienten mit Brustfellentzünung in die Studie aufgenommen, bei denen auch nach ausgiebiger Abklärung keine Ursache für den Pleuraerguss gefunden worden war. Die endgültige Diagnose dieser Patienten war Tuberkulose bei 42 Patienten (82%), ein bösartiger Tumor bei 5 (10%) und bei 4 Patienten (8%) blieb die Diagnose unklar. Wie erwartet schnitt die Thorakoskopie am besten ab mit einer Ausbeute für Tuberkulose von 100% (positive Bakterienkultur: 76%). Die Sensitivität von Lungenspülfüssigkeit und Ergussflüssigkeit war tief (beide nur 7%). Die traditionelle geschlossene (blinde) Nadelbiopsie hatte eine Ausbeute von 79% (positive Bakterienkultur: 48%). ADA alleine war 95% sensitiv und 89% spezifisch. ADA zusammen mit der Lymphoytenzahl im Erguss war 89% sensitiv und 100% spezifisch, aber die Rate von positiven Bakterienkulturen war nur 7%. Der beste alternative Test war die Kombination von ADA, Lymphozytenzahl und Nadelbiopsie, die 93% Sensitivität und 100% Spezifität erreichte. Zudem war die Bakterienkultur in 52% positiv.
Diese Studie erlaubte es uns also eine Strategie für die Abklärung von unklaren Brustfellergüssen in einer Region mit häufiger Tuberkulose zu definieren. Für Patienten mit typischer Präsentation für Tuberkulose ist eine Kombination von ADA und Lymphozytenzahl im Pleuraerguss ausreichend. Wenn dieser Test negativ ist und trotzdem Tuberkulose vermutet wird, wenn antibiotische Resistenz möglich ist oder wenn andere Diagnosen als Tuberkulose wahrscheinlich sind, sollte eine Thorakoskopie durchgeführt werden. Ist die Thorakoskopie nicht verfügbar, ist eine geschlossene Nadelbiopsie zusammen mit ADA und Lymphozytenzählung angezeigt. Diese Alternative hat eine hohe diagnostische Ausbeute und kann ambulant durchgeführt werden. Sie kann in Gebieten, wo Tuberkulose häufig ist, die Thorakoskopie mit deutlich geringeren Kosten ersetzen.

Publikation

Ein direkter Vergleich verschiedener diagnostischer Methoden für die Diagnose der tuberkulösen Brustfellentzündung
Diacon AH, van de Wal BW, Wyser C, Smedema JP, Bezuidenhout J, Bolliger CT, Walzl G

Institute für Innere Medizin, Anatomische Pathologie und Medizinische Biochemie, Tygerberg Academic Hospital, Universität von Stellenbosch, Kapstadt, Südafrika