swissTB award 2016

Dr. Mireia Coscolla

Zwischen Immunsystem und eindringenden Krankheitserregern herrscht ein ständiges Wettrüsten. Gegen unliebsame Eindringlinge wie Bakterien, Viren oder Parasiten entwickelt das Immunsystem Antikörper. Um diese Abwehr zu unterlaufen, ändert der Krankheitserreger ständig seine Erkennungsmerkmale, die sogenannten Antigene, und bleibt so für die Antikörper unangreifbar. Diesen, evolutionär entstandenen, Mechanismus nutzen die meisten Krankheitserreger aus. Doch der Erreger der Tuberkulose, das Mycobacterium tuberculosis, verhält sich anders. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität New York zeigten Mireia Coscolla und ihr Team um Sébastien Gagneux, dass sich die vom Immunsystem erkannten Antigene des TB-Bakteriums nur wenig zwischen den Stämmen unterscheiden. Ihre Antigenvariation ist gering. Dies erweist sich als Vorteil für den TB-Erreger. Denn auf die hochkonservierten Antigene reagiert das angegriffene Immunsystem heftig. Die Immunreaktion führt zu einem starken Befall der Lungen, was wiederum eine starke Verbreitung der infektiösen TB-Bakterien von Mensch zu Mensch über Husten begünstigt und das Überleben der Keime sichert. «Die geringe Antigenvariation der TB-Erreger ist das Resultat einer langen gemeinsamen Entwicklung zwischen dem Bakterium und den Menschen», sagt Coscolla. «Nur wenn wir die gemeinsame Evolution von Mensch und Bakterium verstehen, lässt sich eine wirksame Impfung gegen die Krankheit entwickeln.» Der von der Stiftung für Tuberkulose-Forschung ausgezeichnete Beitrag könnte einen Schritt in diese Richtung darstellen. Denn die Wissenschaftler identifizierten sieben Antigene, die nicht konserviert, sondern äusserst variabel sind und bei den Erkrankten eine Immunreaktion auslösen. Diese Ausnahmen könnten wichtige Angriffsziele bei der Entwicklung eines neuen Impfstoffs gegen Tuberkulose werden. Denn die herkömmlichen Impfstoffkandidaten boten nur einen geringen Schutz gegen die Krankheit. Sie basierten auf den hochkonservierten Antigenen, die eine starke Immunreaktion auslösen und dem Bakterium einen Vorteil verschaffen. Die neuen Erkenntnisse versprechen hier möglicherweise einen effektiveren Ansatz zur Entwicklung einer Tuberkulose-Impfung.

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